Glauben in Zeiten von Corona: #4 Imam Ibrahim Čikarić
Die Mitglieder des Interreligiösen Beirates senden Kurzbotschaften an die Grazer Bevölkerung:
(Wie und warum) kann der eigene Glaube in dieser herausfordernden Zeit Hilfe und Stütze sein?
Dipl.-Päd. Ibrahim Čikarić ist Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark:
Wieder ein neues Wochenende in der Corona-Quarantäne und somit der 10. Tag des Fastenmonats Ramadan. Etliche Wochen erledigen ich und meine Kinder unsere Aufgaben von zuhause aus. Trotzdem genieße ich auch das Beisammensein mit meiner Familie, obwohl mir meine Mutter fehlt. Auch andere aus meinem Freundes- und Familienkreis vermisse ich. Trotz allem bin ich stets in regelmäßigem Kontakt mit ihnen und helfe, wo ich kann.
Zurzeit begleitet mich der Fastenmonat Ramadan durch diese Zeit und ermöglicht mir, viel nachzudenken: insbesondere über Gott und seine Botschaft, mit welcher wir gerade zu tun haben. Doch es ist trotzdem nicht dasselbe, ohne die Moscheen und den Treffen mit Freunden und Bekannten. Der Ramadan bringt mir und anderen etwas Besonderes, indem wir noch mehr unseren Glauben stärken, unsere gemeinsamen Gebete verrichten, unsere Freunde und Nachbarn zum Iftar einladen – jedoch müssen wir beachten, dass die Gesundheit unserer Mitmenschen an vorderster Front steht. Leider erinnern mich die selbstgenähten Stoffmasken meiner Tochter daran, in welcher Lage wir uns gerade befinden. Doch mein Blick durchs Fenster ermöglicht mir, die schönen Dinge, die gerade im Frühling passieren, wie die blühenden Blumen, das viele Grün oder das Zwitschern der Vögel, zu genießen – welches hoffentlich bedeutet, dass sich das Böse zum Guten wenden wird. Und so wird der Glaube dies auch bestärken.
Der Koran, das heilige Buch der Muslime, sagt: „Doch mit jeder Schwierigkeit kommt auch Erleichterung!“ (Kapitel 94, Vers 5/6) Das würde heißen, dass dies auch bei allen der Fall ist und wir uns auf ein gutes Ende verlassen können. Also glauben und zusammenhalten!