Botschaft Seiner Heiligkeit, des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Bartholomaios

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Bartolomaios, durch die Gnade Gottes Erzbischof von Konstantinopel dem Neuen Rom und Ökumenischer Patriarch

 

Mit großem Interesse haben Wir Ihre Interreligiöse Konferenz Com Unity Spirit in Graz wahrgenommen. Gleich am Beginn möchten Wir dafür Unsere Anerkennung aussprechen, denn Wir sind fest davon überzeugt, dass wir alle gemeinsam eine Verpflichtung haben, unseren Mitmenschen von heute mit allen seinen konkreten Sorgen und Problemen zu dienen.

Die Stadt Graz mit allen Ihren Einrichtungen und Institutionen ist Uns nicht nur aus Informationen bekannt. Aus Unseren persönlichen Erfahrungen wissen wir, wie offen und dialogbereit sie ist. Das gute ökumenische Klima ist bei Uns sehr bekannt und es wird besonders geschätzt und anerkannt. Wir hatten die Freude nicht nur einmal in Graz gewesen zu sein. Uns wurde auch die Ehre und Freude zuteil, die Ehrendoktorwürde Ihrer Universität, bzw. Ihrer Theologischen Fakultät zu bekommen, an der ein Theologe unserer Kirche Jahrzehnte lang erfolgreich und authentisch mitwirkt.

Die Thematik Ihrer Konferenz liegt Uns am Herzen; nicht nur Uns aus persönlichem großen Interesse, sondern Uns auch als Orthodoxe Kirche und Ökumenisches Patriarchat. Denn die harmonische und friedliche Koexistenz aller Menschen muss zu den Hauptaufgaben nicht nur des Staates und einer Stadt, sondern auch unserer christlichen Kirchen, aller Religionen und aller Menschen guten Willens gehören.

Diese Unsere feste Überzeugung, möchten Wir heute in dieser Botschaft nicht nur mit unseren persönlichen Worten zum Ausdruck bringen, sondern mit den Worten aller Orthodoxen Kirchen, wie sie in einem gesamtorthodoxen Dokument aus dem Jahre 1986 formuliert wird: „Die Orthodoxen Lokalkirchen betrachten es als ihre Pflicht, eng mit den Gläubigen aus anderen Weltreligionen, die den Frieden lieben, für den Frieden auf Erden und für die Verwirklichung  brüderlicher Beziehungen zwischen den Völkern zusammenzuarbeiten. Die  orthodoxen Kirchen sind aufgerufen, zur interreligiösen Verständigung und Zusammenarbeit und auf diese Weise zur Beseitigung von jeglichem Fanatismus beizutragen und damit zur Verbrüderung der Völker und zur Durchsetzung der Güter der Freiheit und des Friedens in der Welt zum Wohle des heutigen Menschen und unabhängig von Rasse und Religion. Es versteht sich dabei von selbst, dass diese Zusammenarbeit sowohl jeden Synkretismus ausschließt als auch jeden Versuch, irgendeine Religion anderen aufzuzwingen.

Wir sind der Überzeugung, dass wir als Mitarbeiter Gottes in diesem Dienst Fortschritte machen können, gemeinsam mit allen Menschen guten Willens, die den wahren Frieden suchen, zum Wohl der menschlichen Gemeinschaft auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Dieser Dienst ist ein Gebot Gottes (Matt 5,9).“ Denn „Die Orthodoxie bekennt, dass jeder Mensch- unabhängig von Farbe, Religion, Rasse, Nationalität und Sprache- das Bild Gottes in sich trägt und unser Bruder oder unsere Schwester ist und gleichberechtigtes Glied der menschlichen Familie.“

Mit dieser Überzeugung und mit dieser Zuversicht wünschen Wir Ihrer Konferenz viel Erfolg, und die reiche Gnade und den Beistand Gottes.-

Konstantinopel, 15. Juli 2013

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel

Bartholomaios